Kurz gemeldet: Inflation geht zurück, viele Guthabenzinsen auch

Meine letzten „Kurzmeldungen“ sind zwar erst wenige Tage her, doch es gab schon wieder mehrere negative Veränderungen auf dem Zinsmarkt, die unbedingt erwähnt werden sollten. Loslegen will ich aber – entgegen dem Trend – mit einer positiven Meldung.

Inflation auf niedrigstem Stand seit langem

Denn wie das Statistische Bundesamt (Destatis) gestern bekannt gab ging die Inflationsrate im Mai 2012 zurück auf voraussichtlich 1,9 Prozent (verglichen mit dem Vorjahresmonat). Das letzte Mal, dass die Inflationsrate unter 2 Prozent lag, war schon im Dezember 2010.

Insofern ist diese Meldung auch durchaus erwähnenswert. Insbesondere auch für Tagesgeldanleger, denn letztendlich ist es ja so, dass die Inflationsrate (die ja nichts anderes ist als eine Geldentwertung) den effektiven Zins entsprechend schmälert.

(Natürlich handelt es ich bei der Inflationsrate um einen durchschnittlichen Wert, der auf Basis eines standardisierten Warenkorbs ermittelt wird. Destatis stellt einen „persönlichen Inflationsrechner“ bereit, wo ihr eure „persönliche“ Inflationsrate errechnen könnt. Eine nette Spielerei wie ich finde. Ihr findet den Rechner hier.)

Aktuell ist es somit also so, dass man durchschnittlich einen effektiven Vermögenszuwachs erzielt, sobald man einen höheren Zinssatz als 1,9 Prozent erhält (so lange man sich innerhalb des Freibetrages für Kapitalerträge bewegt). Zum Glück gibt es einige – wenn auch nicht besonders viele – Anbieter, die entsprechend hohe Zinsen auf das Tagesgeld zahlen, auch wenn die Trendkurve leider klar nach unten zeigt.

Denizbank senkt auf 2,3 Prozent

So auch bei der Denizbank. Sie senkte ihren Zinssatz von bislang sehr guten 2,5 auf nun (noch immer gute) 2,3 Prozent. Allerdings wird hier weiterhin eine Mindesteinlage von 1.000 Euro gefordert und es ist nötig, dass man ein so genanntes „Stammkonto“ bei der Bank eröffnet, das dann als Referenzkonto dient. Andernfalls erhält man diesen Zinssatz nicht.

Ich verstehe immer noch nicht so ganz, warum die Bank diese Einschränkung macht. Die meisten anderen Banken fordern so etwas schließlich auch nicht und ich finde es einfach nur unnötig (kompliziert). Ich denke, man sollte es den (potenziellen) Kunden nicht schwerer machen als nötig.

Allerdings muss man anerkennen, dass die Denizbank sich nun schon seit einiger Zeit kontinuierlich in der erweiterten Spitzengruppe der Tagesgeldanbieter befindet. Auch wenn es bislang nicht für die Spitze reichte. Dort führt für Neu- und Bestandskunden nun schon seit einiger Zeit MoneYou das Feld an (mit derzeit 2,55%).

Bank of Scotland senkt Festgeldzinsen

Zwar handelt es sich bei dieser Homepage um einen TagesgeldBlog, aber in der Vergangenheit stellte ich auch immer mal wieder ausgewählte Festgeldkonten mit kurzer Laufzeit vor. Denn diese können für Tagesgeldanleger (zumindest für einen Teil des Geldes) durchaus eine Alternative zum Tagesgeld sein. Gerade in Niedrigzinsphasen, wie wir sie nun schon seit einiger Zeit haben.

Lange Zeit gehörte die Bank of Scotland dabei zu den Top-Anbietern. Doch damit ist es nun schon länger vorbei. Nun gab es abermals eine Zinssenkung beim Festgeld. Für die ein- und zweijährige Anlage wird der gleiche Zinssatz gezahlt: jeweils 2,5 Prozent. So richtig schlecht ist das sicherlich nicht, aber wirklich interessant auch nicht.

Generell würde ich mein Geld für so einen niedrigen Zinssatz nicht fest anlegen. Und wenn, dann bei anderen, die deutlich mehr bieten. Der Vollständigkeit halber: Für drei Jahre werden 2,75 Prozent, für vier Jahre 3,1 Prozent und für fünf Jahre 3,3 Prozent gezahlt.

Der Tagesgeldzinssatz der Schotten bleibt übrigens unverändert bei 2,4 Prozent und ist nicht von der Senkung betroffen. Mit diesem gehört sie weiterhin klar zur Spitzengruppe und ist auch unbedingt eine Empfehlung Wert. Für Neukunden wird es durch eine Prämie in Höhe von 30 Euro nochmal zusätzlich interessant. Zum Tagesgeldkonto der Bank of Scotland gelangt ihr hier.

Auch Bank11 senkt Zinsen

Abschließen will ich den heutigen Artikel mit der Autobank Bank11. Sie senkte ihre Festgeldzinsen für sechs Monate auf 2,11 und für ein Jahr auf 2,35 Prozent. Damit ist die Bank inzwischen recht uninteressant geworden, wie ich finde. Auch die längeren Laufzeiten sind betroffen.

Falls ihr euch für eine der längeren Laufzeiten bei der Bank11 interessiert, solltet ihr unbedingt einen Blick auf das „Sparbriefkonto Flex“ werfen. Hier besteht die Besonderheit, dass man bereits nach der Hälfte der Laufzeit kündigen kann und somit früher (und ohne dass sich dadurch der Zinssatz ändert) an sein Geld kommt.

Effektiv kommt man auf diese Weise teilweise auf einen höheren Zinssatz als bei der entsprechenden „normalen“ Festgeldlaufzeit. Allerdings muss man sein Geld schon recht lange anlegen, um auf einen höheren Zinssatz zu kommen als bei anderen Anbietern in der Spitze für ein Jahr gezahlt werden (aktuell 2,95%).

9 Gedanken zu „Kurz gemeldet: Inflation geht zurück, viele Guthabenzinsen auch

  1. Mir ist eben der Browser abgeschmiert beim posten – ich hoffe ich poste jetzt nicht doppelt:

    Zum 8. Juni werden die Zinsen bei moneyou geändert:
    Tagesgeld: von 2,55% p.a. auf 2,45% p.a.
    Festgeld 6 Monate: von 2,8% p.a. auf 2,6% p.a.
    Festgeld 12 Monate: von 2,95% p.a. auf 2,75% p.a.

  2. Moneyou senkt zum 8. Juni 2012 erneut die Zinsen.

    Tagesgeld: von 2,55% p.a. auf 2,45% p.a.
    Festgeld (6 Monate): von 2,8% p.a. auf 2,6% p.a.
    Festgeld (1 Jahr): von 2,95% p.a. auf 2,75% p.a.

    Ich bin so neidisch auf euer Barclays-Glück 😉 GEMEIN!

  3. Einerseits kann man sich über eine niedrige Inflation natürlich freuen. Auf unser Erspartes bezogen macht mir das jedoch ein wenig Kummer 😛

    Genau kann man es natürlich nicht immer sagen, aber in meinen Augen war vor allem die Inflationsrate von über 2% in den letzten Monaten der Garant dafür, dass die EZB den Leitzins nicht weiter gesenkt hat. Der Druck von außen wurde ja ständig größer, und überall hat man schon über Spekulationen gelesen, wann die EZB den Leitzins denn nun wieder senken würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass die EZB das nicht tun würde. Bei einer Leitzinssenkung besteht auch immer das Risiko, dass die Inflationsrate weiter ansteigt, und die war ja in letzter Zeit schon alleine wegen der horrenden Ölpreise recht hoch.

    Rein historisch gesehen haben die Deutschen ja eine ganz besonders große Angst vor der Inflation, so dass schon alleine die MÖGLICHKEIT einer höheren Inflation zu Panik führen kann, während die Menschen in anderen Ländern auch bei Inflationsraten über 3% noch völlig gelassen sind. Eine Leitzinssenkung wäre da meiner Meinung nach ein ganz übles Signal gewesen. Deshalb war ich mir recht sicher, dass die EZB erst mal nicht mehr zu diesem Mittel greifen würde.

    Nach der jetzigen Jubelmeldung, dass die Inflationsrate und der Ölpreis wieder gesunken sind, gibt es eigentlich nicht mehr viel, was die EZB von einer weiteren Leitzinssenkung abhalten würde außer vielleicht dem Bewusstsein, der Wirtschaft nur kurzfristig etwas gutes zu tun. Langfristig kann es eigentlich nicht gut sein, den Markt mit extrem billigem Geld zu überfluten. Ich hoffe mal, dass die EZB ähnlich denkt. Ansonsten müssen wir uns wohl auf eine Zinssenkung auf 0,75% gefasst machen. Das wäre es dann auch erst mal für längere Zeit mit unseren schönen Zinssätzen bei Barclay’s 😉

  4. Das stimmt. Allerdings ist die Mindestanlage z.B. bei MoneYou mit 500 Euro sehr moderat. Ich denke, wer weniger Geld anzulegen hat, der muss nun auch nicht unbedingt so sehr auf die Zinsen achten… 😉

  5. Einen Vorteil hat die Festgeldanlage der Bank of Scotland jedoch; es wird keine Mindestanlagesumme gefordert.

  6. Inflationsrate hin und Inflationsrate her … es ist nur eine statistischen Größe an deren Berechnung Zweifel zu hegen sind. Und für einen „Privatmenschen“ ist, wie Nils es beschrieben hat, wichtig, was er sich für sein Geld kaufen kann. Erstaunlich finde ich bei der Inflation nur, dass bei Steigender auch die Zinsen für Tagesgeld ansteigen und narürlich umgekehrt.
    Und, was mich auch ein wenig stutzig gemacht hat ist die Tatsache, dass die meisten Tagesgeldanbieter ihre Zinsen nur moderat senken – mit System.
    Die meisten Institute denken halt, wenn der Zinssatz nur gering gesenkt wird wechseln weniger Kunden.
    Interessant dabei ist, si finde ich, dass die Banken dadurch, neben den zinsgünstgen EZB Geldern „billig“ Geld von uns Kunden „einkaufen“ (z.B. „spart“ eine Bank die z.B. 2,5 Milliarden an Kundeneinlagen hat bei einer Zinssenkung von 0,2% immerhin 5 Millionen). Ich finde, auch wenn es ab und an ein wenig zeitaufwendig oder für den Einen oder Anderen unbequem ist: Tagesgeld immer bei dem Anbieter mit dem höchsten Zinssatz.

  7. Mein Gedanke dabei ist eher der, dass die Inflation sich im Endeffekt individuell stark unterscheiden kann. Wenn Du zum Beispiel im Monat vier Tankfüllungen verfährst, fiel Deine persönliche Inflationsrate zuletzt sicherlich höher aus als wenn Du fast nur mit dem Fahrrad oder Öffis fährst.

    Mich persönlich interessiert da die Gesamtgeldmenge und das BIP eher weniger. Entscheidend ist für mich in erster Linie, was und wie viel ich von meinem Geld kaufen kann. Das bestimmt meinen persönlichen „Geldwert“.

    Alles andere mag zwar statistisch und in BWL-Hinsicht „korrekt“ sein, berührt mich aber nicht. Oder doch? (Ich muss zugeben, mir fehlt da die Fachkenntnis.)

    PS: Danke jedenfalls für Deinen fachkundigen Kommentar! 🙂

  8. Naja die in den Medien so beliebte Preisteuerungsrate, neben der Arbeitslosenquote wohl der am meisten genannte und manipulierte Kennziffer in Germany. Als z.B. in Deutschland 2002 zur Ermittlung des Verbraucherpreisindex auf die hedonische Berechnungssystematik umgestellt wurden, sanken die gemessenen Preissteigerungen plötzlich und sind bis heute auch gering geblieben.

    Meiner Meinung nach ist das Augenwischerei und Nebelkerzen fürs „dumme“ Volk. Es der reinen Betriebswirtschaftslehre wird an jeder Uni gelehrt, dass die Inflation sich aus dem Zuwachs der Geldmenge im Verhältnis zum Zuwachs der Wirtschaftsleistung errechnet. Natürlich wären dann die Inflationsraten deutlich höher…

    Diese einfache Formel aus %Geldmengenzuwachs / %BIP kennen natürlich auch die Banker. Die von (!) Ackermann & Co. Geforderten Eigenkapital-Renditen sind auch notwendig um die reale Inflation das EK nicht auszehren zu lassen. Und dass am Ende noch ein kleiner Gewinn rausspringen sollte bei Unternehmerische Tätigkeit ist wohl jedem klar.

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