In den letzten Tagen kamen hier in den Blog-Kommentaren und per E-Mail an mich immer wieder Fragen nach einem neuen Angebot auf; nämlich dem des neuen Anbieters „Weltsparen“ bzw. der bulgarischen Fibank. Zwar geht es dabei nicht um Tagesgeld, sondern um Festgeld, aber da es bei den angebotenen 12 Monaten um einen überschaubaren Zeitraum geht, reizt dieses Angebot natürlich auch „typische“ Tagesgeldkunden.
Doch was macht dieses Angebot überhaupt so attraktiv? Die Antwort ist ganz klar: Die 2,9 Prozent Zinsen, die für 12 Monate geboten werden. Angesichts von derzeit bei der übrigen Konkurrenz maximal möglichen 1,5 Prozent aufs Tagesgeld und 1,75 Prozent aufs 12-Monats-Festgeld ist das Angebot mit den 2,9 Prozent fast schon zu gut um wahr zu sein.
Drei Parteien im Spiel
Bevor ich zu den Haken an der Sache kommen will, kurz ein paar Worte zu den Hintergründen und dem Ablauf der ganzen Geschichte. Denn wir haben es hier mit gleich drei Akteuren zu tun, die an diesem Angebot beteiligt sind: Die im Dezember 2013 gestartete Internetplattform Weltsparen.de (hinter der die SavingGlobal GmbH steckt), die MHB Bank und schließlich die bulgarische First Investment Bank (kurz: Fibank).
Der Ablauf ist folgender: Weltsparen ist nach eigener Angabe immer auf der Suche nach den weltweit besten Sparangeboten. Sie vereinbart dann eine Kooperation mit den jeweiligen Instituten und ermöglicht deutschen Sparern, Geld bei diesen Banken (die in Deutschland selbst nicht tätig sind) anzulegen. Das wäre bei den jeweiligen Banken für Deutsche im Normalfall gar nicht möglich, da dafür oftmals ein Wohnsitz im jeweiligen Land oder aber zumindest eine Kontoeröffnung vor Ort nötig wäre. Zudem müsste man der jeweiligen Landessprache mächtig sein, um alles zu verstehen.
Weltsparen ist Vermittler, MHB Bank Abrechnungsbank
Um die jeweiligen Angebote wahrzunehmen, muss über die Plattform Weltsparen.de, die hier lediglich als Vermittler auftritt, ein Konto eröffnet werden. Das Konto wird dann bei der MHB Bank geführt. Zu dieser wird das anzulegende Geld dann überwiesen – doch hier verbleibt es nicht, sondern sie dient nur als „Abrechnungsbank“ für die Festgeldanlage bei den ausländischen Banken (somit kommt auch nicht die deutsche Einlagensicherung der MHB Bank zum Tragen, sondern die der „Zielbank“ im Ausland).
Es wird also zunächst Geld nur MHB Bank überwiesen und von dort dann zum Konto bei der jeweiligen ausländischen Bank transferiert (nachdem dies zuvor im Online-Account bei Weltsparen ausgewählt und „eröffnet“ wurde), was in diesem Fall die Fibank ist. Das klingt jetzt etwas komplizierter als es im Endeffekt vermutlich ist. Nach dem Ende der jeweiligen Laufzeit landet das Geld dann wieder beim Konto bei der MHB Bank, von wo aus man das Geld dann wieder zurück auf das eigene Girokonto holen kann.
Einige Haken, die zur Vorsicht mahnen
Und an dieser Stelle kommen wir schon zu den doch recht groß erscheinenden Haken des Ganzen. Wie man anhand des hohen Zinssatzes schon erahnen kann, muss es solche ja fast schon zwangsläufig geben. Und so ist es auch. Dass 10.000 Euro als Mindestanlage gefordert werden, sehe ich persönlich dabei noch nicht einmal als einen solchen an.
Es geht jedoch schon damit los damit, dass die Fibank durch Ratingagentur Fitch mit „BB-“ bewertet wurde. Das bedeutet nicht weniger als ein erhöhtes Ausfallrisiko oder anders ausgedruckt: „spekulative Anlage“ (siehe dazu auch Wikipedia).
Der hohe Zinssatz von 2,9 Prozent kommt schließlich auch nicht von ungefähr. Wenn man nun noch erfährt, dass die Fibank ihren Kunden in Bulgarien sogar 4,15 Prozent bietet, erhöht dies die Skepsis sicherlich noch. Wieso muss eine Bank derart hohe Zinsen bieten?
Leistungsfähigkeit der Einlagensicherung zweifelhaft
Zwar sind die Kundeneinlagen bis zu 100.000 Euro je Sparer durch die bulgarische Einlagensicherung geschützt. Doch es darf stark in Frage gestellt werden, wie leistungsfähig diese tatsächlich ist.
Die Stiftung Warentest jedenfalls gibt in der aktuellen Ausgabe der Finanztest die Einschätzung ab, dass sich derzeit vermutlich nicht genug Geld im Einlagensicherungstopf Bulgariens befindet, um innerhalb der vorgeschriebenen Frist von 20 Tagen alle Anleger tatsächlich entschädigen zu können. Sollte der Topf nicht leistungsfähig genug sein, müsste der bulgarische Staat einspringen. Schafft auch er es nicht, zu entschädigen, wäre dann als nächste Instanz die EU gefragt.
Aus den genannten Gründen nimmt die Stiftung Warentest die Fibank auch nicht in ihre Zinstabellen auf. Dem möchte ich mich hier im TagesgeldBlog anschließen und werde das Angebot daher nicht in meine Empfehlungen aufnehmen. Ich wollte euch aber unbedingt trotzdem von dem Angebot wissen lassen und es einmal näher beleuchtet. Wer sich für Geldanlagen interessiert, würde vermutlich früher oder später ohnehin darauf stoßen.
Wenn alles klappt, dann sehr lukrativ
Was aber alles nicht heißen muss, dass eine Anlage bei der Fibank schief gehen muss. Nur ist das Risiko dafür, dass nicht alles glatt läuft, sicherlich höher als bei den anderen Angeboten, die ich hier im Blog empfehle.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt oder aber erstmal einfach nur so einen Account bei Weltsparen eröffnen möchte, der kann dies hier tun, um sich das ganze erst einmal unverbindlich anzusehen. Man verpflichtet sich dabei zu nichts und das ganze ist auch absolut kostenlos.
Allen anderen empfehle ich einen Blick in meine Tagesgeld-Empfehlungen und die Festgeld-Empfehlungen. 😉
Weitere Angebote sollen folgen
Bislang hat Weltsparen mit dem Festgeld der Fibank ja lediglich einen einzigen Partner im Angebot. Das Festgeld der Fibank wird aber sicherlich nicht das letzte bei Weltsparen sein. Denn bereits jetzt sind Festgeldangebote von weiteren Banken aus Norwegen, Italien und Portugal angekündigt (allerdings mit nicht ganz so extrem hohen Zinsen zwischen 2,0 und 2,5 Prozent). Möglicherweise kann es sich auch im Hinblick darauf lohnen, schon einmal einen Account bei Weltsparen anzulegen.
Sobald diese Banken dann tatsächlich zur Verfügung stehen, werde ich auch dazu ggf. nochmals etwas schreiben. Denn für Banken aus anderen Ländern kann das Urteil dann schon wieder ganz anders ausfallen. Denn an sich ist das Konzept, über ein einziges Konto Festgelder bei verschiedenen Banken in aller Herren Länder anlegen zu können, ein ziemlich interessantes. Wenn denn die Rahmenbedindungen – insbesondere was die Einlagensicherheit betrifft – stimmen.
Falls jemand bereits Erfahrungen mit Weltsparen bzw. der Fibank gesammelt hat, wäre ich übrigens sehr dankbar für Kommentare unter diesem Artikel. Oder aber auch dann, wenn ihr allgemein noch Ergänzungen oder Fragen zu meinen Ausführungen habt. 😉
Update vom 17.04.2014
Mit heutiger Wirkung wurde der Zinssatz auf 2,5 Prozent gesenkt. Noch immer liegt er damit aber deutlich vor der Konkurrenz, die für zwölf Monate aktuell maximal 1,7 Prozent zahlt.
Ups, das hatte ich an manchen Stellen im Text tatsächlich „verwechselt“. Danke für den Hinweis, habe es korrigiert.
First Investment Bank ist bulgarisch, nicht ungarisch:
https://de.wikipedia.org/wiki/First_Investment_Bank
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