In den letzten Tagen kam in den Blog-Kommentaren die Diskussion auf die niederländische „Amsterdam Trade Bank„, die ich hier vor einiger Zeit schon einmal in einem Artikel erwähnt hatte. Interessant wurde die ATB nun wieder, da sie weiterhin einen sehr guten Tagesgeld-Zins von 2,7 Prozent bietet, während alle anderen Anbieter in dieser Zinsregion zuletzt Zinssenkungen verkündeten.
Allerdings gibt es im Vergleich zu fast allen anderen Anbietern bei der Amsterdam Trade Bank einige Unterschiede zu beachten, was sicherlich viele abschreckt. Zu diesen „Haken“ nun ein wenig mehr.
Statt Postident Kopien per Post in die Niederlande
Es geht los bei der Kontoeröffnung: Während man sich bei der Konkurrenz in der Regel über ein kostenloses PostIdent-Verfahren in einer Filiale der Deutschen Post identifiziert, um das Konto zu eröffnen, läuft es bei der ATB anders ab. Hier muss man eine Kopie seines Personalausweises sowie eines Kontoauszuges seines Girokontos (Referenzkonto) an die Bank schicken.
Da die Bank keine Niederlassung in Deutschland hat, muss man das ganze dann an den Sitz in die Niederlande verschicken. Das ist für uns eher ungewöhnlich, etwas komplizierter und bringt natürlich noch den Nachteil mit sich, dass man ein wenig Porto investieren muss (Kleinvieh macht auch Mist ;)).
Keine eigene Kontonummer, sondern Zwischenkonto in Holland
Ein weiterer großer Unterschied ist, dass man bei der ATB keine eigene Kontonummer erhält. Stattdessen müssen alle Kunden ihr anzulegendes Geld auf das gleiche ATB-Konto in den Niederlanden überweisen – dies ist ein so genanntes „Zwischenkonto“. Es handelt sich also um eine klassische Auslandsüberweisung. Die ATB ordnet euch das Geld dann intern zu. Die Zuordnung erfolgt über einen vorgegebenen Verwendungszeck bzw. über die Tatsache, dass die Überweisung von eurem Referenzkonto kommt.
Bei anderen Anbietern wie etwa der Bank of Scotland oder MoneYou ist das anders. Hier handelt es sich zwar auch um Banken mit Hauptsitz im europäischen Ausland, sie verfügen aber über deutsche Zweigniederlassungen. Somit ist hier auch keine Auslandsüberweisung nötig. Und man bekommt bei ihnen auch eine eigene Kontonummer.
Überweisungen möglicherweise melde- und kostenpflichtig
Die „Auslandsgeschichte“ bei der ATB hat noch einen weiteren „Stolperstein“: Wenn eure Überweisung den Wert von 12.500 Euro überschreitet, ist nach der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) eine Meldung bei der Bundesbank erforderlich. Das geht aus den FAQ der ATB hervor. Für weitere Infos dazu wird an eure Hausbank und an die Deutsche Bundesbank verwiesen.
Außerdem kann es passieren, dass eure Hausbank bei Auslands-Überweisungen ab 50.000 Euro Gebühren erhebt. Auch hierüber sollte man sich vorab informieren, falls man diese Grenze zu überschreiten beabsichtigt. Die ATB selbst erhebt allerdings keinerlei Gebühren. Hier ist die Kontoführung komplett kostenlos.
Und die Tatsache, dass es sich um ein Konto im Ausland handelt, hat noch einen weiteren Nachteil: Wie die ATB auf ihrer Seite schreibt, können Überweisungen zurück auf euer Referenzkonto bis zu 3 Werktage dauern. In diesem Extremfall würden euch also satte drei Tage ohne jegliche Zinsen „verloren“ gehen. Wenn ein Wochenende (=keine Werktage) dazwischen liegt, sogar noch mehr.
Kein Freistellungsauftrag möglich
Aber das war noch nicht der letzte Haken, der daraus resultiert, dass das Konto nicht in Deutschland und somit nicht nach deutschem (sondern niederländischem) Recht geführt wird: Aus dem gleichen Grund ist es für uns als deutsche Kunden nicht möglich, einen Freistellungsauftrag zu erteilen.
Auch diese Sache ist etwas komplizierter: Ein Mal im Jahr werden die Daten der Kunden den niederländischen Steuerbehörden gemeldet, die diese wiederum an die deutschen Behörden weiterleiten. Doch damit ist es für euch nicht getan: Bei der jährlichen Einkommensteuererklärung muss der Zinsertrag bei der ATB dann als „ausländischer Kapitalertrag“ angegeben werden, damit die Steuerberechnung erfolgen kann (sofern der Freibetrag ausgeschöpft wurde). Seitens der ATB findet kein Steuerabzug statt.
Dies sind die Nachteile, die mir bei den ersten Blicken auffallen. Ich muss dazu sagen, dass ich über keinerlei persönliche Erfahrungen mit der Bank verfüge, sondern das alles aus den Informationen auf der Homepage der Bank ableite. Falls jemand schon Erfahrungen mit der ATB gesammelt hat (ganz gleich ob positiv oder negativ), würde ich mich über einen Kommentar freuen.
Konkurrenz bietet Kontoführung in Deutschland
Für mich persönlich ist das alles jedenfalls zu kompliziert und den hohen Zinssatz nicht wert. Wenn ich bedenke, dass ich beispielsweise bei der ebenfalls niederländischen MoneYou mit effektiv 2,68 Prozent pro Jahr nur unwesentlich weniger Rendite erhalte, dafür aber eine Bank mit deutscher Zweigniederlassung an der Hand habe und somit ein Konto nach deutschem Recht führe, fällt meine Entscheidung ganz klar zugunsten von MoneYou aus. Wie seht ihr das? (Zudem kann es auch gut sein, dass die ATB auch noch mit einer Zinssenkung nachzieht – dann wäre auch dieser minimale Vorteil dahin.)
PS: Noch ein Wort zur Einlagensicherung: Hier muss man als Kleinanleger bei der ATB keine gravierenden Nachteile gegenüber MoneYou und Co. in Kauf nehmen. Denn EU-weit ist hier eine Mindestsicherung von 100.000 Euro je Kunde vorgesehen, die natürlich auch bei der ATB gelten.
Update vom 03.05.2012: Zum 07.05.2012 kündigte die Bank eine Zinssenkung auf 2,6 Prozent an. Ich sollte mit meiner Befürchtung also Recht behalten… 🙁 Allerdings ist dies eine erfreulich moderate Zinssenkung, das muss man schon sagen.
Update vom 12.06.2012: Inzwischen liegt der Zinssatz bei nur noch 2,4 Prozent.
Update vom 18.09.2012: Bereits seit über einem Monat liegt der Zinssatz nun bei 2,25 Prozent.
Update vom 28.10.2012: Nun nur noch 1,9 Prozent.
Hallo mal wieder,
nur zur Info, ab 3.Dez werden die Zinsen nochmal gesenkt, Tagesgeld dann nur noch 1,75%.
Ich werde nochmal einen Teil als Festgeld parken und mir 2,1% sichern (vielleicht auch 2,3%, mal sehen;-).
MfG Stefan
Macht doch nix. 😉
Hallo,
>>>Oh, und ich sehe gerade, dass die Tagesgeldzinsen auch gesenkt wurden
Ja, ich meinte sämtliche Zinsen, hatte aber keine Lust, alles hier aufzuführen.
Da es in deinem Blog aber eigentlich um Tagesgeld geht, hätte ich wenigstens dass erwähnen können, sorry.
MfG Stefan
Oh, und ich sehe gerade, dass die Tagesgeldzinsen auch gesenkt wurden (auf 1,95%). Danke für Deinen bisherigen Erfahrungsbericht, reckoner!
Ohne Frage ist das Tagesgeld (viell. neben dem „guten alten“ Sparbuch – nach neuesten Statistiken schlumern auf diesen Geldvernichtungsbüchern noch Milliarden) eine der sichersten Anlagemöglichkeiten und absolut flexibel. Es ist bei anderen Anlageformen immer die Frage was ich, nicht nur an Kapital, bereit bin, zu investieren. Ich spreche hier in erster Linie nicht von dem Risiko (dieses lässt sich durchaus begrenzen) sondern von der Zeit. Tagesgeldkonten – einmal abgeschlossen – verlangen eigentlich keine Zeitinvestition. Bei anderen Anlageformen muss man durchaus, wenn auch nicht täglich, ein wenig seiner Zeit investieren.
Hallo,
so, mein Konto ist jetzt aktiviert, hat etwas mehr als eine Woche gedauert (Brief hin -> Überweisung -> Brief mit Passwort zurück, jeder Schritt dauert so 2-3 Tage).
Leider gleich der erste ‚Schock‘, praktisch zeitgleich mit meiner Kontoeröffnung wurden – wieder einmal – die Zinsen gesenkt (zwar erst ab dem 29.10.2012 – aber bis dahin bekomme ich das richtige Geld nicht übertragen, ich hatte zur Kontobestätigung nur 100 Euro überwiesen – ich Idiot).
Wahrscheinlich werde ich jetzt doch etwas weniger festlegen;-)
Noch eine Anmerkung von mir zu den angesprochenen Währungskonten: Das ist absolut nicht vergleichbar mit Tages- oder Festgeld, das Währungsrisiko ist relativ hoch und frißt dir ganz schnell die paar Prozent Zinsen wieder auf (geht natürlich auch anders herum, klar, eine solches Risiko ist immer auch eine Chance).
Kein Frage, es ist eine interessante Anlageklasse, aber eben nicht mit den – praktisch 100%ig sicheren – Anlagemöglichkeiten bei der ATB zu vergleichen.
MfG Stefan
Danke! 🙂
@ Nils: Den Bildern nach zu urteilen scheint es gut angelegtes Geld zu sein. Drücke Dir die Daumen dass der Einzug Anfang 2013 klappt.
Ja klar erlaube ich so einen Hinweis. 😉 Mir persönlich ist das allerdings zu unkalkulierbar; ich traue mich da nicht ran.
Das Projekt Betongold läuft. Derzeit steht die Außendämmung an und Innen die Rohinstallation der sanitären Anlagen. Einzug voraussichtlich im Januar. Siehe auch http://www.bautagebuch-passivhaus.de/ 😉
Es ist zwar nicht unbedingt geeignet für diesen Blog, aber ich setze es (falls Du es, Nils, erlaubst) hier einmal hinein.
Bei den Tagesgeldanbietern ist die allgemeine Zinstendenz negativ. Um dennoch % zu erreichen kann ich Währungskonten empfehlen. Okay, es muss ein Depot eröffnet werden aber das ist bei sehr vielen Anbietern kostenlos. Okay, ein wenig „mehrArbeit“ muss investiert werden (zur Depoteröffnung und dann Umschichtung der Beträge vom Depotkonto auf das Währungskonto). Warum ich das hier poste … ich habe zwei Währungskonten. Einmal Britische Pfund und Singapur Dollar. Bei beiden liegt die Rendite in 2012 bisher bei 6,4% bzw. 7,9%.
@ Nils: wie weit bist Du mit Deinem Betongold?
Vielen Dank für Deine Einschätzung, an der sicherlich was dran ist. Für Gegenmeinungen bin ich immer zu haben. 🙂 Würde mich freuen, wenn Du auch Deine Erfahrungen, die Du noch machen wirst, hier eventuell mitteilst.
Hallo,
ich möchte mal einiges relativieren, im Blog wird vieles als negativ eingestuft, was ich aber zum Teil sogar als eher positiv empfinde.
Vor allem meine ich dabei den nicht möglichen Freistellungsauftrag. Wie auch schon in anderen Kommentaren geschrieben wurde, ist das absolut nicht schlimm, da ja überhaupt keine Steuern abgeführt werden (wozu dann noch ein Freistellungsauftrag?). Der Nachteil dabei ist zwar, dass man dann in Deutschland zur Einkommensteuererklärung verpflichtet ist, aber dafür können die nicht abgeführten Steuern grob ein halbes Jahr lang arbeiten und solange man keine Vorauszahlungen leisten muss, ist das ein richtiger Vorteil; insbesondere für Personen wie mich, die regelmäßig Steuererstattungen bekommen (die bekomme ich dann nicht mehr, weil ich sie gar nicht gezahlt habe).
Zur Kontoeröffnung: Das finde ich sogar unkomplizierter als das PostIdent-Verfahren. Denn erstens muss ich dafür nicht extra zur Post, es reicht ein Scanner/Drucker und ein Briefkasten, und zweitens habe ich nicht so gute Erfahrungen mit dem PostIdent-Verfahren (manche Mitarbeiter in Postfilialen bekommen das einfach nicht richtig hin – mittlerweile kenne ich mich oft besser aus als die;-).
Zur Meldung der Überweisung: Was solls, deutsche Banken melden da auch so einiges, Stichwort Geldwäschegesetz. Wer nichts kriminelles macht (dazu zählt natürlich auch Steuerhinterziehung), hat auch nichts zu befürchten.
Zu den Überweisungskosten: Man kann ja splitten, und mehr als 100.000 Euro würde auch ich dort nicht anlegen, Stichwort Einlagensicherung.
Auch negativ sehe ich aber die möglicherweise dreitägige Überweisung, daher empfiehlt sich die ATB eher als mittelfristige Anlage (sprich: Festgeld), aber nicht so sehr als Tagesgeldkonto.
MfG Stefan
PS: Ich bin gerade in der Kontoeröffnungsphase, kann also noch keine praktischen Erfahrungen einbringen (vielleicht aber in ein paar Tagen/Wochen).
Oh, schade. Vielen Dank für den Hinweis; werde es gleich in den neuesten Artikel mit Kurzmeldungen aufnehmen.
PS: Sehe gerade, dass ich es schon erwähnt hatte: http://www.tagesgeldblog.com/kurz-gemeldet-weitere-zinssenkungen-und-aktions-anderungen/
Zinssatz per 13. August 2012 bei 2,25% und Ösis erhalten per 17. September 2012 nur mehr 2,05% (vorher 2,40%)
Oh, danke für den Hinweis! Find ich ja fair von der Bank, dass das so viele Tage vorher angekündigt wird. Werde das gleich in einem Artikel verarbeiten.
Lese gerade das die Bank eine Zinsänderung angekündigt hat zum 07.05.2012 und zwar auf 2,60% Denke auch, dass einige wie MoneYou bald nachziehen werden. Werde wohl auf ein Festgeld Konto wechseln müssen, wenn der Trend so weiter geht.
Gruß
Super, vielen lieben Dank für eure beiden Erfahrungsberichte! Vielleicht ermutigt das ja den einen oder anderen (ich selbst bleibe allerdings zu bequem für einen Wechsel zur ATB).
Ich habe auch schon seit längerer Zeit ein Konto bei der ATB Bank. Wegen der niedrigen Zinsen habe ich es allerdings schon geraume Zeit nicht mehr benutzt. Meine Erfahrungen sind aber durchweg positiv. Ich hatte bislang keinerlei Probleme mit der Bank. Alles lief reibungslos. Einzig dass man ständig sein Passwort ändern muss, nervt mich ein wenig.
Ich habe viele Tagesgeldkonten und zwitsche je nach bestem Angebot hin und her. Schon seit 2007 habe ich auch eines bei der ATB und es klappt hier alles zuverlässig , so wie man es auch von anderen Banken kennt. Wenn man die Hürde mit der Anmeldung genommen hat, merkt man eigentlich nichts mehr von Nachteilen. Ich finde einen tollen Vorteil, dass die Kapitalertragssteuer ( immerhin 25 %) nicht sofort kassiert wird, sondern ich diese erst mit der Steuererklärung begleichen muss. und die EST kann warten, derweil meine Zinsen schon wieder Zinsen machen.
Eine starke Finanzgruppe aus Osteuropa als Eigentümer sollte auch nicht unerwähnt bleiben