Tschechische „J&T Banka“ via Savedo mit hohen Zinsen – das sind die Haken

logo_savedo_jt_bankaSeit der letzten Woche ist der deutsche Sparer-Markt wieder um ein Angebot reicher. Nämlich das der tschechischen J&T Banka, das aber nur über das Portal „Savedo“ abgeschlossen werden kann und nicht ganz so „gewöhnlich“ ist, wie die der meisten anderen Anbieter, die ich hier im Blog sonst so vorstelle.

Das Modell ähnelt dabei (auch optisch) sehr dem vergleichbaren Portal „Weltsparen“, das ich hier im Blog ja schon ein paar Mal kritisch beleuchtet hab (zum Beispiel hier). Auch das Angebot von Savedo sehe ich aus bestimmten Gründen ähnlich kritisch, doch dazu im Folgenden mehr.

Vielleicht könnt ihr mit den Haken ja leben – denn dafür sind die Zinsen aufs Festgeld sehr hoch (Tagesgeld wird übrigens nicht angeboten), nämlich zum Beispiel 1,8 Prozent für ein Jahr oder 2,0 Prozent für zwei Jahre.

Noch eine weitere Bank mit im Spiel

Wie bereits angedeutet, schließt man das Konto nicht direkt bei der J&T Banka ab, sondern man muss zunächst in ein Verhältnis mit mit Zinsportal Savedo treten, das ja nur als Vermittler auftritt (dafür von euch als Kunden aber keine Gebühren verlangt, sondern eine Provision von der Bank erhält). In diesem Zuge wird dann außerdem ein ebenfalls kostenloses Konto bei der deutschen Savedo-Partnerbank „biw AG“ eingerichtet.

Dieses soll dann künftig als so eine Art Referenzkonto dienen, über das die vermittelten Geldanlagen abgewickelt werden sollen. Denn perspektivisch will Savedo auch Angebote bei anderen ausländischen Banken vermitteln. Auch dafür kann das biw-Konto dann genutzt werden.

Das ganze über einen Vermittler abzuwickeln finde ich für meinen Geschmack etwas komplizierter als nötig, aber durchaus noch „verkraftbar“. Für die Bank hat dies den Vorteil, dass sie sich so an deutsche Kunden wenden kann ohne dafür extra im großen Umfang einen deutschsprachigen Kundenservice bieten zu müssen und ihr gesamtes Angebo mitsamt AGB usw. auch auf Deutsch bereithalten zu müssen. Denn das läuft alles über Savedo.

Besonderheiten bei der Versteuerung zu beachten

Deutlich störender finde ich da die Besonderheiten bei der Versteuerung der Zinserträge. Denn da die Bank keine Niederlassung in Deutschland hat, wird die Festgeldanlage nach tschechischem Recht geführt. Somit kann man auch keinen (deutschen) Freistellungsantrag erteilen, um die Kapitalerträge bis 801 Euro von Abzügen freistellen zu lassen.

Stattdessen werden durch die Bank pauschal die in Tschechien veranschlagte Quellensteuer in Höhe von 15 Prozent einbehalten. Liegt man mit seinen Zinserträgen unter dem deutschen Freibetrag von 801 Euro, kann man sich die Quellensteuer über die jährliche Einkommensteuererklärung wieder zurückholen. (Update vom 23.02.15: Das ist so leider doch nicht richtig; für Details siehe untenstehenden Leser-Kommentar von „Im Plan Tat“.)

Liegt man darüber, muss man dies auch im Rahmen der Steuererklärung angeben, da (je nach Höhe des Zinsertrages) gegebenenfalls eine Nachzahlung stattfinden muss. Denn für Zinserträge fallen in Deutschland ja 25 Prozent Kapitalertragssteuer an zuzüglich Solidaritätszuschlag. Also insgesamt deutlich mehr als die lediglich 15% tschechische Quellensteuer. Wenn man hingegen bei einer Bank nach deutschem Recht Geld anlegt ist das nicht so kompliziert.

Einlagensicherung und kein Wechselkursrisiko

Die Anlage in Tschechien erfolgt aber wenigstens in Euro und nicht in tschechischen Kronen, sodass man kein Wechselkursrisiko tragen muss. Das hätte das Angebot für mich aber auch ins Aus geschossen. Etwas störend finde ich allerdings noch den geforderten Mindestanlagebetrag von 20.000 Euro.

Und was ist mit der Sicherheit? Da die Tschechische Republik Mitglied der Europäischen Union ist, greift auch hier die EU-weit vorgeschriebene Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde, die staatlich garantiert ist. Da die Maximaleinlage bei der J&T Banka auf 100.000 Euro gedeckelt ist, passt das schon mal. Ich habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, wie leistungsfähig die tschechische Einlagensicherung ist, da dies die erste tschechische Bank ist, mit der ich hier in Berührung komme.

Zinssätze nur zum Teil reizvoll

Und wozu der ganze Aufwand? Sind die Zinsen dann wenigstens deutlich höher als bei den Festgeldangeboten nach deutschem Recht, sodass es den Mehraufwand und die ungewöhnliche Abwicklung auch Wert ist?

Leider nur zum Teil: Bei der 12-monatigen Laufzeit liegt man bei der J&T Banka mit 1,8 Prozent um 0,3 Prozentpunkte vor der „herkömmlichen“ Konkurrenz (klickt hier für meinen Überblick über die besten „herkömmlichen“ Anbieter der jeweiligen Laufzeiten). Bei 24 Monaten fällt der Vorsprung mit 0,2 Prozentpunkten (2,0 statt 1,8 Prozent) schon etwas geringer aus. Bei den längeren Laufzeiten hingegen ist er dann gar nicht mehr vorhanden, sodass ich spätestens bei diesen zur „herkömmlichen“ Konkurrenz rate, wo man ein direktes Verhältnis mit der jeweiligen Bank eingeht. Ganz ohne Vermittler und steuerlicher Sonderfälle. 😉

Bei Interesse auch „Weltsparen“ im Blick behalten

Wenn es euch dennoch zur J&T Banka zieht, dann schaut euch doch einfach mal hier auf dem Portal von Savedo um.

Oder ihr schaut zum eingangs ebenfalls erwähnten Portal Weltsparen, das im Rahmen eines vergleichbaren Modells teils noch deutlich höhere Zinsen bietet und auch schon deutlich mehr Banken im Portfolio hat. Wenn man also bereit ist, sich auf so ein ungewöhnliches Modell einzulassen, ist man dort bezüglich der Zinssätze eventuell noch etwas besser aufgehoben.

Habt ihr vielleicht schon Erfahrungen gemacht oder möchtet eure Einschätzungen zu den Angeboten mitteilen? Dann wie immer ab damit in die Blog-Kommentare! Ich freue mich! 🙂

9 Gedanken zu „Tschechische „J&T Banka“ via Savedo mit hohen Zinsen – das sind die Haken

  1. Hab mal das für mich zuständige Finanzamt angeschrieben. Zunächst bekam ich eine wenig hilfreiche eStandardmail zum Thema KAP, auf erneute Nachfrage dann aber diese klare Information:

    Sehr geehrte Hr. XXXX,
    sind die Kapitalerträge insgesamt unter dem Sparer-Pauschbetrag muss keine Anlage KAP abgegeben werden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Müller

    Ergibt ja eigentlich auch Sinn. Sowohl für mich, als auch für das Amt wäre es zusätzliche Arbeit, die keinem was bringt.

  2. @Flo: Ich denke schon, dass man die Einnahmen melden muss. Die Zinsen unterliegen ja grundsätzlich dem inländischen Steuerabzug. Der Sparerpauschbetrag wird dann vom Finanzamt berücksichtigt.
    Unabhängig davon sollten die Zinsen eh von der Bank (innerhalb der EU) dem Finanzamt gemeldet werden, siehe dazu in der Elster-Hilfe:

    Haben Sie Kapitalerträge, die nicht dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben?
    Anlage KAP __
    Erklären Sie in den Zeilen 16 bis 23 Kapitalerträge, die nicht dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben. Die Einkommensteuer auf diese Kapitalerträge beträgt 25 %. Seitens des Finanzamts wird dabei anrechenbare ausländische Steuer und eine Ermäßigung bei Kirchensteuerpflicht berücksichtigt. In diesem Fall ist auch eine Eintragung zum Sparer-Pauschbetrag in Zeile 15 erforderlich.
    Bitte beachten Sie, dass Kreditinstitute in EU-Mitgliedstaaten, die keine Quellensteuer erheben, verpflichtet sind, dem Wohnsitzstaat den Zufluss von Zinsen zu melden.

  3. Meines Wissens nach müssen Kapitaleinkünfte/Dividenden etc. die im Ausland erzielt werden in JEDEM Falle bei der Einkommenssteuerklärung angegeben werden ( egal ob Freibetrag überschritten oder nicht ! ) . In dem Fall ist also die Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtend.

    Leute wie ich die eine NV-Bescheinigung besitzen tun also gut daran niemals im Ausland Geld anzulegen und Zinsen zu erzielen, weil dieses 1. die Abgabe einer Einkommenssteuerklärung ZWINGEND erfordert und 2. dann die Einziehung der NV-Bescheinigung durch das FA nach sich zieht …. Beides zusammen geht nämlich nicht !

  4. Im Plan Tat schrieb:
    „Die Zinsen aus Tschechien müssen dann wie die (falls vorhanden) deutschen Zinsen vollständig in der Einkommensteuererklärung angegeben werden.“

    Was ist, wenn man insgesamt unter dem Freibetrag bleibt? Nach einiger Recherche habe ich den Eindruck, dass man die Einnahmen dann nicht melden muß, eine absolut wasserdichte Aussage dazu konnte ich aber nicht finden. Weiß es jemand genau?

  5. Die Ausführungen zur Versteuerung (besser: Besteuerung) enthalten folgenden Satz:

    „Liegt man mit seinen Zinserträgen unter dem deutschen Freibetrag von 801 Euro, kann man sich die Quellensteuer über die jährliche Einkommensteuererklärung wieder zurückholen.“

    Dieser Hinweis ist falsch. Im Ergebnis hat der Fehler aber keine negativen Folgen.

    Tatsächlich gibt es die Regel, dass ausländische Quellensteuern in der deutschen Einkommensteuererklärung wieder zurück geholt werden können (besser: angerechnet werden können).

    Von dieser Regel gibt es aber Ausnahmen.

    Im Verhältnis zu Tschechien gilt nie die Regel, sondern gelten immer Ausnahmen. Eine Ausnahme besagt, dass der deutsche Sparer sich die tschechische Quellensteuer nur von den tschechischen Finanzbehörden erstatten lassen kann (denkbar ist, dass die tschechische Bank hierbei Hilfe leistet).

    Eine weitere Ausnahme besagt, dass keine tschechische Quellensteuer einbehalten wird, wenn der deutsche Sparer eine Bescheinigung seines deutschen Finanzamts vorliegt, aus der hervorgeht, dass er in Deutschland ansässig ist (Ansässigkeitsbescheinigung). Nach telefonischer Auskunft von Savdo.de kann der deutsche Sparer eine solche Ansässigkeitsbescheinigung bei der J&T Banka einreichen, um den Abzug der tscheschischen Quellensteuer zu vermeiden. Weitere HInweise dazu unter Punkt 5.5 auf https://www.savedo.de/hilfe.

    Ergebnis: Unterbleibt der Quellensteuerabzug in Tscheschien, weil eine deutsche Ansässigkeitsbescheinigung vorliegt, erhält der deutsche Sparer die Zinsen zu 100 % ausgezahlt. Die Zinsen aus Tschechien müssen dann wie die (falls vorhanden) deutschen Zinsen vollständig in der Einkommensteuererklärung angegeben werden. Das Finanzamt berücksicht den Sparerfreibetrag (ca. 800 EUR). Die darüber hinausgehenden Zinsen werden besteuert mit 25%. Liegt der persönliche Einkommensteuersatz unter 25%, kommtt der niedrigere Satz zur Anwendung (was in der Regel bei Studenten, Geringverdienern oder Rentnern der Fall sein dürfte).

  6. Über Weltsparen kann man jetzt auch bei „J&T Banka“ anlegen. Zu den gleichen Zinskonditionen wie bei Savedo, allerdings „schon“ ab 10.000 Euro Mindestanlage.

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