In den Blog-Kommentaren erhielt ich von Markus einen Hinweis darauf, dass der so genannte „Neobroker“ Trade Republic all seinen Kunden (also auch bestehenden) 2% auf das täglich verfügbare Guthaben auf dem Verrechnungskonto zahlt. So viel zahlt auch nur ansatzweise kein anderer mir bekannter Anbieter an seine bestehende Kundschaft.
Dazusagen muss man, dass es sich hier um keinen klassischen Anbietern von Tagesgeldkonten handelt, sondern eigentlich um einen Broker, der seinen Kunden primär ein Depot bietet, damit diese Aktien und Artverwandtes handeln können. Aber um Aktien kaufen zu können, muss man zunächst Geld auf ein Verrechnungskonto einzahlen und genau dieses wird nun mit 2 Prozent Zinsen vergütet. Das ist nicht etwa eine „Nische“, sondern Trade Republic wirbt damit ganz aktiv.
Man kann also mit einem absolut reinen Gewissen Kunde bei Trade Republic werden, um einfach nur die 2% Zinsen in Anspruch zu nehmen. Zu beachten ist dabei noch, dass die Zinsen auf einen Höchstbetrag von 50.000 Euro gezahlt werden. Abgesichert sind eure Guthaben in Höhe von bis zu 100.000 Euro. Aber mehr als 50.000 Euro würde ich dort ohnehin nicht liegen lassen, da ja nur bis zu diesem Betrag die Zinsen gezahlt werden… 😉
Update vom 23.01.2023
Inzwischen habe ich erfahren, dass Trade Republic mit mehreren verschiedenen Partnerbanken zusammenarbeitet, bei denen dann die Kundengelder liegen, die mit 2% verzinst werden. Das sind zum einen die deutschen Institute Solarisbank und Deutsche Bank sowie der irische Anbieter Citibank.
Bei allen greift die europäische Einlagensicherung – allerdings werden die Sicherungstöpfe der jeweiligen Länder für unterschiedlich stark eingeschätzt. So vertritt beispielsweise die Stiftung Warentest die Auffassung, dass die irische Einlagensicherung im Zweifelsfall für nicht leistungsstark genug erachtet werden kann.
Leider kann man sich bei der Registrierung bei Trade Republic nicht aussuchen, wo dann das eigene Konto geführt wird – das müsste man also ausprobieren und dann im eigenen Account nachsehen. Das habe ich beim Kundenservice auf mehrfache Nachfrage dann endlich doch noch erfahren, dass das Prozedere so ist.
Mir persönlich ist das ehrlich gesagt zu doof und daher kommt es für mich daher nicht in Frage. Es gibt ja auch an anderer Stelle derzeit um die 2% – wenn auch (bislang) nur im Zusammenhang mit Aktionen, zum Beispiel bei der Renault Bank.
Naja… auf mich wirkt Trade Republic nicht gerade seriös… da bleibe ich lieber bei klassischem Tagesgeld.
Inwieweit das? Die Nachteile sind klar, und ich werde es auch nicht als Tagesgeldalternative nutzen. Aber für seriös halte ich es schon, gegen Wertpapierkauf über TR spricht meiner Meinung nach nichts.
Laut Modern Banking besteht sogar das Risiko nicht einmal 100T€ pro Kunde zu erhalten, wenn die Treuhandvereinbarung dies nicht hergibt. Risiko liegt laut Trade Republic AGB allein beim Kunden.
Zitat aus Modern Banking:
Einen Makel hat es: Die Kunden haben für das Guthaben kein Konto das auf ihren Namen lautet. Stattdessen unterhält Trade Republic ungewöhnlicherweise für alle nicht angelegten Kundengelder Treuhandsammelkonten bei drei Bankpartnern. Die Kunden zahlen über eine ihnen zugeteilte individuelle virtuelle IBAN ein, sodass die Umsätze zugeordnet und die Salden der einzelnen Kunden von Trade Republic buchhalterisch ermittelt und ausgewiesen werden können. Trade Republic hat ein Treuhandsammelkonto bei Solaris und Deutsche Bank in Deutschland und bei der Citibank in Irland. Der Geschäftspartner für die Partnerbank ist Trade Republic, nicht der einzelne Kunde. Die Aufteilung der Kunden zu den Partnerbanken nimmt Trade Republic vor. Das Kontoguthaben ist bei der jeweiligen Bank durch eine gesetzliche Entschädigungseinrichtung nach EU-Recht geschützt, bei der irischen Citibank entsprechend von der irischen Einlagensicherung. Die Formulierungen von Trade Republic lassen stets darauf schließen, dass betraglich trotz der Sammelkonto-Konstruktion EUR 100.000 je Trade-Republic-Kunde gesichert sind. Die Rechtsposition der Kunden ist jedoch mit der Unsicherheit behaftet, dass letztlich doch nur insgesamt EUR 100.000 greifen könnten. Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken bestätigte uns auf unsere Anfrage auch nur im Grundsatz (nicht konkret zu Trade Republic), dass bei Treuhandkonten die Sicherung durch sie in der Sicherungshöhe auf den einzelnen Einleger abstellt, jedoch müsse die konkrete Ausgestaltung des Treuhandsammelkontos ihren Vorgaben entsprechen und sowohl der Treuhandcharakter als auch die einzelnen Einleger eindeutig bezeichnet sein. Ob das bei Trade Republic so ausgestaltet ist, lässt sich für Außenstehende nicht beurteilen. Und so heißt es in der Kundenvereinbarung, die man im Antragsprozess vorgelegt bekommt: „[…] Der Kunde trägt damit im Ergebnis das Insolvenzrisiko der das Treuhandsammelkonto führenden Treuhandbank, soweit Trade Republic in der Insolvenz der Treuhandbank den Anspruch auf Auszahlung des Kundenguthabens weder gegenüber der Einlagensicherung der Treuhandbank noch gegenüber dem Insolvenzverwalter der Treuhandbank im Rahmen des Insolvenzverfahrens realisieren kann.“
Wie gut, dass es 2% u. mehr auch noch bei anderen Anbietern gibt.
Oh, das ist ja wirklich eine unschöne Sache, wenn da eine solche Unwägbarkeit besteht. Hinzu kommt noch die Lotterie, bei welcher Partnerbank das Konto nun eröffnet wird…
Naja, die Wirtschaftswoche (https://www.wiwo.de/vergleich/trade-republic-sicher/) hat direkt bei Trade Republic und der Solarisbank nachgefragt. Demnach „genießt tatsächlich jeder Trade-Republic-Kunde, der sein Geld auf dem Treuhandsammelkonto verwahren lässt, jeweils individuell den vollen gesetzlichen Einlagenschutz bis 100.000 Euro“ Kann natürlich sein, dass die lügen, aber das halte ich für keine berechtigte Sorge.
Aber irische EInlagensicherung ist für mich auch ein No-Go, von daher kommt es für mich letztlich nicht in Frage.
Danke für die Ergänzung. Stiftung Warentest verliert diesbezüglich auch kein negatives Wort, sieht also ebenfalls offenbar kein Problem darin.
An welcher Stelle geht die Stiftung Warentest denn auf den sehr unüblichen Sonderfall von Treuhandsammelkonten ein?
Konkret thematisiert sie das nicht, aber sie problematisiert das auch nicht, daher gehe ich davon aus, dass sie hier kein Problem sehen: https://www.test.de/Zinsen-Zwei-Prozent-bei-Trade-Republic-5959785-0/
Zitat aus dem Link:
Finanztest-Kommentar
Die Anlage bei einer der drei deutschen Partnerbanken ist mit Blick auf die Einlagensicherung unproblematisch. Tages- oder Festgelder bei irischen Banken empfiehlt Finanztest nicht, da Irland für seine Wirtschaftskraft keine Topbewertung von allen drei großen Ratingagenturen erhalten hat. Es ist daher fraglich, ob Sparerinnen und Sparer im Falle einer größeren Bankpleite zeitnah entschädigt würden. Trotz dieses Vorbehalts nehmen wir das Angebot in unseren Tagesgeld-Zinsvergleich auf.
Vorsicht!
Laut einem Kommentar bei der Stiftung Warentest wird das Geld bei Trade Republic von der Citibank Europe plc verwahrt, die der irischen Einlagensicherung anstatt der deutschen unterliegt. Laut der Stiftung Warentest ist die Einlagensicherung in Irland nicht empfehlenswert, siehe: https://www.test.de/Einlagensicherung-Wo-Spargeld-in-Europa-gut-gesichert-ist-5757592-0/
Danke für diesen Hinweis. Das hatte ich ehrlich gesagt nicht auf dem Schirm. Auf deren Seite steht allerdings, dass sie mit Partnerbanken “ wie Solarisbank, Citibank oder Deutsche Bank“ zusammenarbeiten. Weißt Du da mehr, inwieweit auch die Solarisbank und die Deutsche Bank mit dabei wären? Kann man das vielleicht wählen. Das wären ja deutsche Banken. Ich schreibe mal Trade Republic dazu an, mal sehen was da kommt. Sobald ich mehr weiß, werde ich dem Artikel hier ein entsprechendes Update verschaffen.
https://youtu.be/9l1rwhOynZA?t=221 : Anscheinend werden die Konten mehr oder weniger zufaellig bei den drei genannten Partnerbanken eroeffnet.
Länderrating für Irland
Ratingagentur Short term credit rating Long term credit rating Stand
S&P A-1+ AA- Nov 22
Moody‘s P-1 A1 Nov 22
Fitch F1+ AA- Nov 22
DBRS R-1 (middle) AA (low) Nov 22
Ist mein Geld bei Barclays sicher?
Ich habe das mal für die Barclay Bank nachgesehen, die auch in der Irland Sicherung sind. Und da gibt es keine Bedenken. Kann ich davon ausgehen das Irland sicher ist ?
Nein. Du kannst nicht mal davon ausgehen, dass Deutschland sicher ist. Es ist ein Risiko. Dafür bekommst Zinsen. Irland ist dann nochmal weniger sicher als Deutschland. Unter anderem deswegen gibt es die 2%
Die nationalen Einlagensicherungen sind unterschiedlich groß und unterschiedlich befüllt. Die deutsche EInlagensicherung verkraftet z.B. die Insolvenz kleinerer Banken ganz gut. Wenn das Geld nicht reicht, kann (,aber muss nicht) das Land einspringen. Da kommt es dann auf das jeweilige Länderrating an, ob die dafür benötigten Gelder einfach aufzubringen sind, oder sogar eine EU weite Rettung durchgeführt werden muss (siehe Zypern). Im Falle eines kompletten Zusammenbruchs das Bankensystems ist alles Geld natürlich weg. Aber das ist dann eh ein Doomsday Szenario.
Potentielle Nachteile dabei: hxxps://www.modern-banking.de/n/2301061.htm
Im Netz berichtet jemand, dass man nach Überweisung von 50k zu TR einen Einkommenssteuerbescheid sehen wollte. Und ob die es wirklich dulden, wenn man das Geld nur auf dem TG Konto hat und sonst keine Investments tätig, ist auch fraglich (zumindest für mich).
Eventuell Vorschriften aus Irland? Geldwäsche Paragraphen?
Ich denke schon, dass die das dulden (müssen), weil es laut den AGBs nicht verboten ist. Aber natürlich können sie jederzeit die 2,0% wieder senken, wenn ihnen zuviel Gelder nur rumliegen.
Ich muss mich korrigieren; laut Kundenvereinbarung ( https://assets.traderepublic.com/assets/files/DECustomerAgreement_06.2022.pdf, Punkt 3.6.) ist Trade Republic „berechtigt – aber nicht verpflichtet – den Kunden ein etwaiges, über mehr als 30 Tage nicht für Geschäfte in
Finanzinstrumenten verwendetes Kundenguthaben durch Zahlung zugunsten des angegebenen Referenzkontos zurückzuzahlen.“