Seit kurzem wirbt die Postbank mit einem für heutige Zeiten geradezu utopischen Zinssatz fürs Tagesgeld: Glatte 5 Prozent werden dabei in Aussicht gestellt. Wer sich zumindest ein wenig für den Tagesgeldmarkt interessiert, wird bei so einem Zinssatz – gelinde gesagt – skeptisch sein. Denn die Zinssätze der derzeitigen Top-Anbieter sind nur ungefähr halb so hoch.
Mehrere Haken sollten beachtet werden
Doch was genau ist der Haken? Genau genommen gibt es gleich mehrere. Zunächst einmal sollte erwähnt werden, dass der Zinssatz natürlich nur für einen befristeten Zeitraum gewährt wird. Dies sind in diesem Fall 5 Monate, was durchaus okay ist, wie ich finde. Nach Ablauf der Zinsgarantie bekommt man dann den regulären Bestandskunden-Zinssatz der aktuell bei nur maximal 1,50 Prozent liegt.
Die zweite Einschränkung ist da schon etwas gewichtiger: Die Konditionen gelten auf Ersparnisse in Höhe von maximal 15.000 Euro. Das macht das Angebot natürlich gleich eine Spur weniger interessant, da der mögliche Zinsgewinn so doch etwas limitiert ist.
Zinssatz gilt nur bei Eröffnung eines Girokontos als Gehaltskonto
Die – in meinen Augen – entscheidende Einschränkung habe ich aber noch nicht genannt: Man kann nicht nur ausschließlich das Tagesgeldkonto nutzen, um die Zinsen zu erhalten. Möglich ist dies nämlich nur dann, wenn man auch ein Girokonto bei der Postbank eröffnet und dies auch als Gehaltskonto nutzt. Es handelt sich also gewissermaßen um ein „Koppelgeschäft“, wovon ich generell überhaupt kein Freund bin.
So ein Girokonto, bei dem einem ja theoretisch in der Regel ein Kredit gewährt wird, geht natürlich immer auch in die Schufa ein. Ein weiteres Problem dabei ist, dass das Girokonto nicht grundsätzlich kostenlos ist, sondern dass es regulär 5,90 Euro pro Monat kostet. Kostenlos ist es nur dann, wenn man das Konto als Gehaltskonto nutzt und der Geldeingang monatlich bei mindestens 1.000 Euro liegt. Oder wenn ihr Auszubildender oder Student seid.
Ach, und natürlich gilt das Angebot nur für Neukunden. Laufen tut die Aktion bis zum 31. Oktober 2011.
Fazit: Gutes Angebot nur für Girokonto-Wechsler mit vernünftigem Gehalt
Wenn man sich über diese Haken bewusst ist und bereit ist, sie in Kauf zu nehmen, ist das Ganze sicherlich ein durchaus interessantes Angebot. Vor allem für Personen, die ohnehin gerade ihr Girokonto wechseln wollten (und vorzugsweise sowieso schon die Postbank in der engeren Wahl hatten) und einen entsprechenden Gehaltseingang haben. Denn in erster Linie muss man das Angebot als Girokonto-Angebot betrachten, bei dem es die sehr guten (vorübergehenden) Tagesgeld-Konditionen gewissermaßen als „Prämie“ gibt. Und nicht andersherum. Zum Angebot der Postbank geht’s hier!
Allen anderen rate ich lieber zu Anbietern wie moneYou, wo man keinerlei Haken beachten muss, mit 2,7 Prozent (Zinseszins!) aber einen Top-Zinssatz bekommt (verglichen mit anderen „reinen“ Tagesgeldkontos, die nicht an irgendwelche anderen Kontoeröffnungen oder anderes gekoppelt sind). Aber letztendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden, wie viel Aufwand und Einschränkungen er für einen begrenzten Zinsgewinn in Kauf nehmen will. Die Entscheidung kann (und will) ich niemandem abnehmen. 🙂