„Wir haben noch einiges vor“ – Interview mit Savedo.de

Das Team von Savedo.de
Das Team von Savedo.de

Im Dezember des vergangenen Jahres startete mit Savedo.de ein weiterer spannender Festgeldmarktplatz auf dem deutschen Markt. In nachfolgenden Interview steht uns Robert Bemmann von Savedo.de zu vielen interessanten Fragen umfassend Rede und Antwort.

Themen sind dabei unter anderem das eigene Geschäftsmodell, die Abgrenzung zur Konkurrenz, die Verhandlungen mit potenziellen Partnerbanken, K.O.-Kriterien die einer Kooperation im Wege stehen können und mögliche „Kannibalismus-Effekte“ innerhalb des Portals.

TagesgeldBlog.com: Guten Tag Herr Bemmann. Bei Savedo handelt es sich ja nicht um eine Bank, was für deutsche Kunden zunächst unüblich ist, wenn es eigentlich nur darum geht, das Ersparte als Festgeld anzulegen. Bitte stellen Sie unseren Lesern ihr Angebot in Kürze vor.

Robert Bemmann: Bei uns können Kunden mit deutschem Wohnsitz Festgelder im Ausland zu deutlich besseren Zinsen eröffnen. Das war bisher aus mehreren Gründen nicht praktikabel. Zum einen musste man bei der Bank im Ausland vor Ort sein, um das Konto zu eröffnen. Dazu kommt die Sprachbarriere – sämtliche Dokumente und die Kommunikation erfolgen üblicherweise in der Landessprache. Weiterhin haben Sie keinen Ansprechpartner in Deutschland, der Ihnen bei Service-Fragen jeglicher Art weiterhelfen kann.

All diese Probleme lösen wir bei Savedo mit unserem Online-Marktplatz für Festgelder. Die kostenlose Eröffnung des Festgelds erfolgt online und sämtliche Dokumente sowie unser Kundenservice sind auf Deutsch. Dazu arbeiten wir mit der biw AG als deutsche Partnerbank zusammen, welche den Anlagebetrag über ein deutsches Verrechnungskonto zur ausländischen Partnerbank transferiert. Mit diesem Konto können Sie in Ihrem gewohnten Online Banking-Umfeld gleichzeitig mehrere Festgelder im Ausland eröffnet werden.

Muss der Kunde auch AGB der jeweiligen Festgeld-Bank akzeptieren oder nur einmalig die von Savedo bzw. der Verrechnungsbank “benk”?

Der Kunde muss die AGB’s der biw AG (inklusive deren Online-Banking-Angebot benk) und der ausländischen Partnerbank akzeptieren, da diese letztendlich das Festgeld eröffnet.

Da das Ganze für den Kunden ja kostenlos ist: Wie finanzieren Sie sich dabei?

Für unseren gebotenen Service wie u.a. der kostenlosen Eröffnung und Führung der Festgelder, der Übersetzung sämtlicher Antragsdokumente aus der jeweiligen Landessprache, der Standardisierung der Antragsprozesse und der Bereitstellung der IT-Infrastruktur erhalten wir von den ausländischen Partnerbanken eine Vergütung pro vermittelter Festgeldeinlage.

Wie entstand überhaupt die Idee für Savedo.de und seit wann laufen die Planungen?

Savedo ist eine Ausgründung des Berliner Inkubators FinLeap, welcher permanent den Markt nach innovativen Geschäftsideen im Bereich FinTech durchsucht. Nach gründlicher Marktrecherche und erfolgreicher Ansprache von starken Kooperationspartnern wie der Handelsblatt-Gruppe haben wir uns dann Mitte letzten Jahres dazu entschieden, diese Geschäftsidee umzusetzen. Tatsächlich begonnen mit den konkreten Planungen haben wir im April 2014 und sind dann im Dezember letzten Jahres live gegangen.

Mit Weltsparen gibt es ja bereits einen Anbieter mit einem sehr ähnlichen Konzept auf dem deutschen Markt. Inwiefern wurde Savedo davon inspiriert und worin liegen die wesentlichen Unterschiede?

Natürlich wissen wir, dass es noch andere Teilnehmer auf dem Markt gibt. Ganz ehrlich: wir schauen gar nicht so sehr auf die Anderen, da der Anlagevermittlungsmarkt ohnehin groß genug für mehrere Anbieter unserer Art ist, sondern hören vielmehr auf das Feedback unserer Kunden – für diese bauen wir schlussendlich jeden Tag ein besseres Produkt.

Nichtsdestotrotz unterscheiden wir uns an einigen Ecken von Mitbewerbern. Vielleicht am Wesentlichsten dadurch, dass das Festgeld in einem einstufigen Prozess eröffnet wird, d.h. der Kunde füllt eine Antragsstrecke aus und eröffnet gleichzeitig das deutsche Verrechnungskonto sowie das Festgeld im Ausland. Zusätzlich haben wir mit der Handelsblatt-Gruppe einen starken und vertrauensvollen Kooperationspartner.

Um eine Festgeldanlage über Savedo zu tätigen, ist ja ein “Verrechnungskonto” bei ihrer Partnerbank “benk” erforderlich. Um was für eine Art Konto handelt es sich dabei?

Dabei handelt es sich um ein kostenloses Girokonto. Benk ist das Online-Banking-Angebot der biw AG. Jegliche Transaktion rund um das Festgeld wird über dieses Verrechnungskonto abgewickelt. Dabei findet sich keine Einwilligung zur Übermittlung der Antragsdaten an die Schufa. Umgekehrt nimmt benk auch keine vorherige Schufa-Abfrage vor.

Haben Sie das Gefühl, dass der ganze Prozess für die Kunden vielleicht etwas zu kompliziert ist? Welcher Anteil der Kunden, der sich bei Ihnen registrierte, legte am Ende bislang tatsächlich auch ein Festgeld über Sie an?

Aus Rendite-Perspektive lohnt es sich allemal. Aber: Ich halte den Prozess, bei dem ein Kunde nur einmalig das Postident-Verfahren zur Verifizierung seiner Identität durchführen muss, gleichzeitig aber Festgelder bei mehreren ausländischen Banken zu ggf. verschieden Zeitpunkten eröffnen kann, nicht für kompliziert, sondern für eher innovativ. Das bestätigen uns auch die Zahlen: ein großer Teil der Antragssteller eröffnet letztendlich auch das Festgeld. Im Übrigen weicht der Prozess damit auch kaum von der Eröffnung eines Festgelds in Deutschland ab, da nach der Überweisung des Geldes auf das Verrechnungskonto alles weitere automatisch für den Kunden veranlasst wird.

Sind sie denn mit dem bisherigen Marktstart von Savedo zufrieden? Was sind Ihre Ziele?

Wir sind zufrieden mit dem bisherigen Start, aber es hat sich noch kein Kunde über zu hohe Zinsen, mehr potentielle Anlageoptionen oder eine noch bessere, schnellere und einfachere Nutzererfahrung beschwert – wir haben noch einiges vor.

Wie läuft denn die Aufnahme einer Partnerschaft zwischen Savedo mit einer Bank typischerweise ab: Gehen Sie aktiv auf die Banken zu oder suchen die Banken Ihren Kontakt?

Der Erstkontakt ging immer von uns aus. Die meisten Banken in EU-Nachbarländern sind bisher ja wenig vertraut mit unserem Geschäftsmodell. Seit Start im Markt haben wir allerdings schon die eine oder andere Anfrage von Bankenseite bekommen.

In welcher Sprache verhandeln Sie dabei mit den Banken: Auf Englisch oder per Dolmetscher in der jeweiligen Landessprache bzw. auf Deutsch?

Die Kommunikation findet zumeist auf Englisch statt, es gibt jedoch auch Mitarbeiter in den Partnerbanken, die vereinzelt Deutsch sprechen – das ist aber eher die Ausnahme.

Gibt es gewisse K.O.-Kriterien, welche die Kooperation mit einer Bank unmöglich machen? Gibt es aufgrund dessen bereits im Vorfeld gescheiterte Kooperationen?

Natürlich haben wir Ausschlusskriterien. Beispielsweise kann es vorkommen, dass eine Bank kein Mitglied im nationalen Einlagensicherungsfonds ist. Dann macht es für uns keinen Sinn, deren Festgelder anzubieten, da die Einlagen nicht besichert sind. Sollte das finanzielle Profil der Bank ebenfalls nicht vertrauenserweckend sein im Hinblick auf Faktoren wie Capital Adequacy Ratio oder Gewinn / Verlust ist das ein weiteres Beispiel. Weiterhin bemühen wir uns nicht um Angebote, welche im Vergleich zu deutschen Banken wenig bis gar nicht kompetitiv sind, sprich die nötige Rendite bringen.

Mit welchen (weiteren) Schwierigkeiten sahen Sie sich bislang konfrontiert und was lief vielleicht sogar besser als erwartet?

Unser Start lief erstaunlich beschwerdefrei, wir hatten keine größeren Probleme oder Schwierigkeiten. Jetzt gilt es natürlich, weitere Partnerbanken zu gewinnen und unseren Marktplatz mit den Angeboten weiter zu skalieren, um möglichst viele Kunden zu gewinnen.

In welchem Umfang ist in absehbarer Zeit mit weiteren Angeboten auf Savedo.de zu rechnen und auf welchem Zinsniveau wird man sich dabei verglichen mit dem bisherigen bewegen? Wird es auch ein Tagesgeldkonto geben?

Wir planen in den nächsten 3 Monaten weitere Partnerbanken anzubinden. Zu den Zinssätzen lässt sich festhalten, dass wir damit in Deutschland weiterhin im absoluten Spitzenbereich liegen werden. Mittel- bis langfristig sind sicherlich auch kürzere Laufzeiten für die Einlagen denkbar.

Wie erklärt es sich, dass die Banken über Ihr Portal diese hohen Zinssätze bieten können? Bedeutet dies auch ein erhöhtes Risiko für die Kunden?

Die Zinsmärkte in Europa sind schlichtweg nicht homogen. Hier gibt es verschiedenste Faktoren, zu denen man sich auch im Detail auf unserer Webseite informieren kann. Um einen wichtigen Faktor herauszugreifen: Beispielsweise ist das Sparverhalten in Ländern in Osteuropa geringer ausgeprägt als in Deutschland. Daher haben es die osteuropäischen Banken schwerer sich zu refinanzieren und demnach eine höhere Nachfrage nach langfristigen Kapitaleinlagen wie Termingeldern. Genau diese Lücke schließen wir, da deutsche Sparer ihre Ersparnisse nicht bei deutschen Minizinsen durch die Inflation vernichten lassen wollen.

Ein erhöhtes Risiko bedeutet dies nicht: Einlagen und Zinserträge sind bis zu einem Volumen von 100.000€ besichert. Eine länderübergreifende Sicherung gibt es nicht, die Sicherheit der Sparer steht aber im Vordergrund, weshalb die Einlagensicherungssysteme weiter verbessert werden. Beispielsweise sollen Kunden in Zukunft schon innerhalb von 7 Tagen ab Feststellung eines Entschädigungfalles ausgezahlt werden. Ein erhöhtes Risiko würde nur dann bestehen, wenn man davon ausginge, dass die jeweiligen Einlagensicherungssysteme nicht greiften. Gerade diese wurden jedoch von der Politik nach der Finanzkrise 2009 erheblich verbessert und deren Ausgestaltung durch eine EU-Richtlinie vereinheitlicht.

Sind auch Festgeld-Kooperationen mit Banken in Deutschland geplant?

Wir konzentrieren uns ganz klar erst einmal auf lukrativere Angebote aus EU-Nachbarländern.

Stellt es aus Ihrer Sicht ein Problem dar, wenn es künftig innerhalb des Portals für die gleiche Laufzeit verschiedene Angebote geben wird? Besteht nicht die “Gefahr”, dass ohnehin alle Interessenten zur Offerte mit dem höchsten Zinssatz greifen?

Nein, das Problem sehe ich nicht. Wir sind ein Marktplatz, daher wird den Sparern die Möglichkeit geboten ihre Anlagen in verschiedenste Produkte zu diversifizieren. So eine Entscheidung ist ja auch oft ganz subjektiv geprägt: Wo sich Sparer A vielleicht eher zur Anlageoption aus Land A hingezogen fühlt, greift Sparer B aus ganz anderen Gründen auf die zweite Option aus Land B zu.

Haben die Kunden eigentlich die Möglichkeit, einen Freistellungsauftrag für die jeweiligen Festgelder zu erteilen?

Der Freistellungsauftrag würde in dem Fall nichts nützen, da die Zinserträge im Ausland generiert werden und demnach Quellensteuer vor Ort gezahlt werden muss. Für die Tschechische Republik besteht jedoch z.B. durch den bei uns erhältlichen Antrag auf Erteilung einer Ansässigkeitsbescheinigung die Möglichkeit, die Quellensteuer auf den Zinsertrag von 15% auf 0% zu senken.

Für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass einmal die Einlagensicherung greifen muss: Inwiefern können Kunden da auf Ihre Unterstützung zählen?

Grundsätzlich bieten wir den Kunden sämtliche Kontaktinformationen zu den Einlagensicherungsfonds zu jeder Zeit auf unserer Webseite. Darüber hinaus: Proaktiv werden wir im unwahrscheinlichen Fall einer Bankenschieflage über die einzelnen zu beachtenden Punkte informieren. Sollten sich Kunden bei uns melden und Fragen zum Prozedere haben werden wir diese nach bestem Wissen beantworten und den Kunden selbstverständlich bei Schritt und Tritt zur Seite stehen. Bei der Durchführung der tatsächlichen Erstattung haben wir dann jedoch wenig Handhabe, da diese Prozesse über die jeweiligen Einlagensicherungsfonds laufen.

Zum Abschluss noch eine vergleichsweise triviale Frage: Wofür steht “Savedo” überhaupt? Handelt es sich um eine Abkürzung oder ist es ein Phantasiebegriff?

Ein Phantasiebegriff, der aus dem englischen Wort für sparen abgeleitet ist und uns allen auf Anhieb sehr gefallen hat.

Vielen Dank für dieses ausführliche Interview an Robert Bemmann von Savedo.de!

7 Gedanken zu „„Wir haben noch einiges vor“ – Interview mit Savedo.de

  1. danke für die Richtigstellung, Marcus.
    Ich wollte es möglichst einfach halten, hätte aber natürlich „angerechnet“ schreiben müssen, das ist mir durchgegangen…

  2. „Die Quellensteuer wird dann erstattet (unabhängig davon, ob Sie tatsächlich angefallen ist).“

    Das ist nicht ganz richtig:

    1. Soweit Quellensteuer angefallen ist, wird diese unter keinen Umständen ERSTATTET. Sie wird lediglich auf die in Deutschland zu entrichtende Steuer ANGERECHNET. Wenn in Deutschland also keine Kapitalertragssteuer zu entrichten ist (etwa wegen des Sparer-Pauschbetrags), ist die gezahlte Quellensteuer verloren.

    2. Angerechnet wird auch nur der Betrag, den das jeweilige Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zulässt (wird z.B. ein darüber hinausgehender Betrag abgeführt, weil der Bank keine Ansässigkeitsbescheinigung vorgelegt wurde) wird nur der Betrag laut DBA angerechnet; den darüber hinausgehenden Betrag bekommt man auf Antrag von dem ausländischen Finanzamt erstattet.

    3. Regelmäßig wird auch nur der Betrag angerechnet, der tatsächlich an Quellensteuer gezahlt wurde (Höchstwert: siehe gerade 2.). Anders ist dies nur, wenn das jeweilige DBA die Anrechnung von sog. „fiktiver Quellensteuer“ zulässt (wie z.B. Portugal, wo aber auch tatsächlich Quellensteuer in Höhe der ohnehin anrechenbaren fiktiven Quellensteuer zu entrichten ist).

  3. Savedo (bzw. die ausländische Bank) muss eine Quellensteuerbescheinigung zur Verfügung stellen(die Frage ist nur, wann…).
    Im Rahmen der Einkommensteuererklärung werden die Zinseinkünfte ganz normal behandelt, als wären es deutsche Zinseinkünfte (Sparer-Freibetrag wird angerechnet, ansonsten 25% Steuer, bzw. niedrigerer persönlicher Steuersatz). Die Quellensteuer wird dann erstattet (unabhängig davon, ob Sie tatsächlich angefallen ist).

  4. Bisher habe ich nur bei ausländischen Banken angelegt, wenn diese einen Sitz in Deutschland haben und damit Kapitalertragssteuer direkt abgeführt bzw. Freistellungsaufträge angerechnet wurden.
    Wie funktioniert das mit der Quellensteuer? Stellt Savedo dann eine Bescheinigung zur Verfügung, wie viel Quellensteuer gezahlt wurde? Bei angenommenen 15% Quellensteuer, wie muss ich die Beträge dann in Deutschland versteuern? Weitere 10% über die jährliche Steuererklärung oder bleibt es bei den 15%?

    Ich denke der zusätzliche Aufwand ist neben einem leicht höheren Risiko auch ein Punkt, den man betrachten sollte…

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