Weltsparen mit hochverzinstem Tagesgeld (inkl. Haken)

Nachdem die Vermittler-Plattform Weltsparen.de bislang nur mit hochverzinsten Festgeldkonten auf sich aufmerksam machte (von denen Stiftung Warentest jedoch fast durchweg abrät), bietet sie seit kurzem auch ein hochverzinstes Tagesgeldkonto an.

Konkret handelt es sich dabei um ein Vermittlungsangebot zu einer Bank namens „Key Project“, von der ich selbst bislang noch nie etwas gehört habe.

Verlockend hocher Zinssatz

Auf den ersten Blick klingt das Tagesgeldkonto ziemlich gut – eigentlich schon zu gut: Denn der Zinssatz beträgt 1,20 Prozent. Soviel sind fürs Tagesgeld bei der Konkurrenz nicht zu haben.

Zudem wird versprochen, Zinsänderungen spätestens 60 Tage vor Inkrafttreten zu kommunizieren. Das ist aus Kundensicht ziemlich komfortabel.

Gewaltige Haken sorgen für Ernüchterung

Doch – wie man sich schon denken kann – gib es hier auch einige Haken. Das geht schon los mit dem Sitzland der Bank. Der Name lässt zwar auf eine englischsprachige Herkunft schließen, aber das ist nicht richtig. Vielmehr sitzt die Bank in Italien.

Die Stiftung Warentest (bzw. Finanztest) rät von Fest- und Tagesgeldern italienischer Banken generell ab, da sie die dahinterstehende Einlagensicherung für nicht solide genug hält, um im Schadensfall alle Anleger fristgerecht entschädigen zu können.

Allein damit scheidet das Angebot für mich persönlich bereits aus. Es gibt aber noch weitere Haken. So zum Beispiel der Mindestanlagebetrag von üppigen 10.000 Euro (der Maximalbetrag liegt übrigens bei 100.000 Euro).

Ungewöhnliche Praxis bei Zinszahlungen

Sehr ungewöhnlich ist der Zeitpunkt, der für die Zinsgutschrift angegeben ist: „bei Auflösung“. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es also keine jährliche oder monatliche Zinsgutschrift, sondern nur dann, wenn man das Konto auflöst.

Was ist das denn bitte für eine merkwürdige Praxis?! Zumal das bei einer Kontoführung über mehrere Jahre hinweg in Bezug auf den (jährlichen) Freibetrag von Nachteil sein kann.

Auch Verfügbarkeit gibt Fragen auf

Die Verfügbarkeit wird mit 4 Tagen angegeben. Innerhalb dieses Zeitraums sollen Anlagebetrag sowie Zinsen ausgezahlt werden. Das finde ich jetzt zwar nicht dramatisch, es entspricht aber nicht meiner persönlichen Information von „Tagesgeld“.

Zu allem Überfluss ist in den „Häufig gestellten Fragen“ auch noch von möglichen Verzögerungen die Rede und dass die Auszahlung in der Regel innerhalb von 4 Tagen erfolge. Das finde ich gelinde gesagt nicht gerade besonders vertrauenserweckend.

Keine Teilverfügung möglich, sondern nur Kündigung

Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass keine Teilauszahlungen möglich sind. Stattdessen muss man über den kompletten Betrag verfügen, indem man das Konto kündigt.

Analog dazu muss bei weiteren Einzahlungen verfahren werden: Diese sind auf ein bereits vorhandenes Tagesgeldkonto nicht möglich; stattdessen muss man dann ein weiteres Tagesgeldkonto anlegen. Komplizierter geht es wohl kaum.

Zu viele Haken auf einem Haufen

Wie bei den meisten Banken über die Plattform Weltsparen üblich, ist es auch hier nicht möglich, einen Freistellungsauftrag zu erteilen. Stattdessen muss man selbst über seine Einkommensteuererklärung dafür sorgen, dass die Zinszahlungen steuerlich korrekt berücksichtigt werden.

Aber das ist eigentlich auch schon der kleinste Haken. Viel entscheidender sind die zuvor genannten Haken, die mich ganz klar von einer Empfehlung dieses Angebotes absehen lassen. Das einzige, was dafür spricht, ist der Zinssatz. Und dieser ist so gut, dass man allein deswegen schon sehr skeptisch sein muss.

Volkswagen Bank als zinsstarke Alternative

Stattdessen rate ich lieber zum Neukunden-Angebot der Volkswagen Bank. Sie zahlt hierfür mit 1,1 Prozent ähnlich hohe Zinsen ohne vergleichbare Einschränkungen.

Bei der Volkswagen Bank sind jederzeit Ein- und Auszahlungen möglich, es gibt keinen Mindestbetrag und man kann einen Freistellungsauftrag erteilen. Und man hat es hier mit der deutschen Einlagensicherung zu tun, die von Stiftung Warentest und Finanztest als sehr verlässlich angesehen werden.

Zudem gibt es eine Zinsgarantie von vollen vier Monaten ab Kontoeröffnung. Danach sollte man allerdings prüfen, ob es nicht bessere Angebote gibt, denn der Zinssatz für Bestandskunden ist üblicherweise deutlich schwächer. Aber bis dahin ist man vor Zinssenkungen erst einmal sicher.

7 Gedanken zu „Weltsparen mit hochverzinstem Tagesgeld (inkl. Haken)

  1. Diesen Focusbeitrag kenne ich natürlich.Wird von allen anderen kritischen Tagesgeldbewertungsforen mehr oder weniger als Blödsinn eingestuft.
    Aber jeder sollte sich selbst umfassend informieren und dann zu einer individuellen Risikoentscheidung kommen.

  2. Bene,ich habe Festgeld 1J zu 1,65% und Tagesgeld zu 1,15% bei Ferratum.
    Letzteres ist aber ein spezielles Angebot für Stammkunden,wie Ferratum mir mitteilte.
    Bis jetzt keine schlechten Erfahrungen,Telefonhotline in Berlin effektiv.
    Zinsen müssen selber in KAP versteuert werden,was kein Problem sein dürfte.
    Risiko natürlich etwas größer als in D,Malta ist aber nicht Italien und kommt in den Ratings ganz gut weg.
    Transfers dauern allerdings 1 Tag länger als z.B. bei moneyou.

  3. Die beschriebenen Merkmale sprechen eher dafür, dass es sich hier um Festgeldkonto handelt. Sowas als Tagesgeldkonto zu verkaufen, halte ich für Etikettenschwindel.

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