Es ist nun schon einige Zeit her, dass ich hier zum letzten Mal die italienische IW Bank erwähnte. Zur Erinnerung: Sie machte erstmals Ende 2011 in Deutschland mit einem extrem hohen Tagesgeldzinssatz, der deutlich vor dem anderen Anbietern an der Spitze lag, auf sich aufmerksam.
Details können bei Interesse in meinem alten Blogbeitrag dazu nachgelesen werden. Auch die Lektüre der Kommentare und Erfahrungsberichte ist sehr aufschlussreich.
IW-Tagesgeld nicht mehr reizvoll
Zwischenzeitlich gab es einen Zinsabsturz beim Tagesgeld – aktuell zahlt die IWBank ihren deutschen Kunden glatt 1 Prozent. Das ist nicht abgrundtief schlecht, aber auch nicht so richtig gut (insbesondere nicht angesichts der „speziellen“ Rahmenbedingungen, doch dazu weiter unten mehr). Aber das Positive: Die Bank gibt es noch immer; sie ist also nicht pleite. 😉
Beim Tagesgeld kann sie mit ihren Zinsen aktuell zwar nicht mithalten, doch dafür bietet sie ein Festgeldangebot mit überaus attraktiven Konditionen, bei denen man auch dieses Mal wieder dazu geneigt ist, sie als „verdächtig gut“ zu bezeichnen.
Kompliziertes Festgeldprodukt
Zudem finde ich die Darstellung des Angebotes auf der Homepage des italienischen Bankhauses etwas kompliziert. Eigentlich sind Tagesgeld- und Festgeldangebote ja recht einfach und überschaubar gehalten. So aber nicht hier. Das geht schon los beim ziemlich ungelenken Namen „IWPower Festgeld 6+6 Fourteenth Edition“.
Ich versuche es mal, möglichst einfach darzustellen, so wie ich es interpretiere: Wenn man innerhalb dieses Produktes Geld bis zum 04. Juni 2014 anlegt (auch in mehreren Teilbeträgen), so wird dieses grundsätzlich erst einmal mit einem Jahreszins von 1,0 Prozent verzinst. Auch dann, wenn man das Geld zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder abzieht.
Zusätzlich hat man jedoch die Möglichkeit, einen Bonuszinssatz in Höhe von (aufs Jahr gerechnet) weiteren 1,0 Prozent zu erhalten, sodass man am Ende in der Summe auf 2,0 Prozent Jahreszins käme. Und zwar dann, wenn das eingezahlte Geld auch am 31.10.2014 noch auf dem Konto liegt. Der Bonuszins soll dann am 01.11.2014 ausgezahlt werden (der normale Zinssatz wird übrigens monatlich gutgeschrieben).
Direkt danach beginnt dann ein weiterer Zeitraum, für den man den Bonuszinssatz erneut erhalten kann. Nächster Stichtag, bis zu dem das Geld dann für den Erhalt des Bonus nicht angerührt werden darf, ist dann der 30.04.2015. Auch innerhalb dieser Zeitspanne kann man vorzeitig an sein Geld, dann entfällt aber der weitere Bonuszinssatz.
Wenn man sein Geld also jetzt einzahlt und bis zum 30.04.2015 nicht anrührt, bekommt man dafür einen Jahreszinssatz von insgesamt 2,0 Prozent. Vorausgesetzt ich habe das jetzt alles richtig verstanden und wiedergegeben.
Alles richtig verstanden?
Ich übernehme zwar für keine Angaben hier im Blog irgendeine Gewähr und behalte mir Irrtümer vor, aber in diesem Fall möchte ich darauf noch einmal ganz besonders nachdrücklich hinweisen. 😉
Falls jemand die Angaben auf der Homepage der IWBank anders interpretiert (oder sich Fragen ergeben), bin ich für Hinweise in den Kommentaren unter diesem Artikel sehr dankbar. Natürlich sehr gerne auch dann, wenn ihr eigene Erfahrungen mit der Bank beizutragen habt.
Haken unbedingt beachten
Wer sich nun mit dem Gedanken trägt, ein Konto bei der IW Bank zu eröffnen, der sollte sich zunächst noch ein paar weitere Informationen anlesen.
Denn es gibt hier ein paar Haken zu beachten – was auch nicht weiter verwunderlich ist bei einem derart hohen Zinssatz, wo die Konkurrenz an der Spitze für vergleichbare Festgeldlaufzeiten von sechs bis zwölf Monaten maximal 1,65 Prozent zahlt. Das alleine sollte schon skeptisch stimmen. 😉
Kontoführung nach italienischem Recht
Einer der Haken ist unter anderem, dass Kapitalertragssteuer sowie Solidaritätszuschlag durch die Bank nicht ans deutsche Finanzamt abgeführt werden und man auch keinen Freistellungsauftrag erteilen kann, da das Konto nach italienischem Recht geführt wird. Die Versteuerung der Kapitalerträge müsstet ihr also selbst im Rahmen der Steuererklärung übernehmen.
Zudem erhaltet ihr hier bei der Bank nicht eine „deutsche“ Bankverbindung, sondern das Konto wird tatsächlich in Italien geführt. Auch das wird manch einem nicht gefallen. Ihr erhaltet daher auch eine italienische Steuernummer.
Aus verschiedenen Gründen nahm trotz des Spitzenzinses auch die Stiftung Warentest Abstand davon, die Bank in ihren Vergleichen aufzuführen.
Durchwachsene Erfahrungen bisheriger Anleger
Der gewaltigste Haken sind für mich aber die sehr durchwachsenen Erfahrungen der bisherigen Kunden bei der IWBank. Ich empfehle dazu dringend die Erfahrungsberichte der TagesgeldBlog-Leser unter meinem ersten Artikel zur IW Bank. Nehmt euch etwas Zeit, denn es handelt sich um sehr viele Kommentare – um so viele wie unter keinem anderen Artikel in diesem Blog.
Ich persönlich werde aus all diesen Gründen nach wie vor kein Geld dort anlegen – ich habe daran auch gar nicht erst einen Gedanken verschwendet, wenn ich ehrlich bin. Ich würde da für etwas niedrigere Zinsen unaufgeregtere Angebote bevorzugen und so lieber meine Nerven schonen.
Aber vielleicht ist ja jemand bereit, die Unannehmlichkeiten und Risiken auf sich zu nehmen, darum wollte ich das Angebot der Vollständigkeit halber hier im Blog erwähnt haben. Aber sagt am Ende nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte. 😉
PS: Vielen Dank für den neuerlichen Hinweis auf dieses Angebot an David in den Blog-Kommentaren.
PPS: Wenn ihr dieses Angebot in Anspruch nehmen möchtet, sputet euch mit der Eröffnung. Denn wie die Erfahrungsberichte anderer Kunden zeigen, dass dies eine sehr langwierige Geschichte sein kann…